«Kontaminierung mit PFAS findet global statt»
Eine aktuelle Studie zeigt: Die Kontaminierung der Umwelt – insbesondere des Trinkwassers – mit sogenannten «ewigen Chemikalien» aus der Gruppe der PFAS ist gravierender als bisher angenommen. Daniel Fauser ordnet ein und erklärt, inwiefern die Eliminierung von PFAS aus Investorensicht attraktiv sein kann.
PFAS (Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) sind in einer Vielzahl industriell gefertigter Produkte enthalten. Sie werden beispielsweise in der Textil- und Lederverarbeitung eingesetzt. Über Abwasser, Abluft oder Regen gelangen PFAS ins Trinkwasser und bedrohen den menschlichen Organismus. Die natürliche Zersetzung von PFAS findet kaum oder nur sehr langsam statt, daher der Begriff «ewige Chemikalien». Im Themen Assessment «Investitionen in die globale Wasserinfrastruktur», verfasst von Daniel Fauser, wird detailliert über die Folgen von PFAS für Mensch und Umwelt berichtet.
Daniel, diese Tage ist eine globale Studie zur Kontamination mit PFAS erschienen. Welche Erkenntnisse nimmst du mit?
Es handelt sich dabei um eine Metastudie, die 273 internationale Studien und damit über 45'000 Oberflächen- und Grundwasserproben global analysiert und ausgewertet hat. Den Autoren ist es sehr gut gelungen, aufzuzeigen, dass PFAS bereits heute allgegenwärtig sind. Die Kontaminierung mit PFAS findet global statt. An vielen Orten der Welt liegen die Kontaminationswerte über den bestehenden Grenzwerten, die in Zukunft voraussichtlich noch verschärft werden.
Besonders hoch sind die PFAS-Werte in Australien und in den USA. Warum?
Die PFAS-Konzentration kann regional sehr unterschiedlich sein. Zum Beispiel ist sie auf Militärübungsplätzen meist stark erhöht, weil dort in der Regel grosse Mengen an Feuerlöschschaum eingesetzt wurden, der grössere Mengen PFAS enthält. Die Autoren der Studie warnen jedoch, ihre Daten dahingehend zu interpretieren, dass einzelne Länder oder Regionen stärker belastet sind als andere. Die Anzahl der Proben aus den vermeintlichen PFAS-Hotspots (zum Beispiel Australien und USA) ist schlicht viel höher, was die Darstellung der tatsächlichen Verteilung hoher PFAS-Konzentrationen möglicherweise verzerrt. Das Thema PFAS ist in den USA aufgrund von gross angelegten Gerichtsverfahren seit den späten 1990er Jahren zumindest medial sehr viel präsenter als anderswo. Die US- Umweltschutzbehörde EPA hat Anfang dieses Jahres Grenzwerten vorgeschlagen, die zu den strengsten weltweit gehören würden.
Und wie sieht die Situation in der Schweiz aus?
Hierzulande gab es bereits 2011 erste Bestrebungen, PFAS stärker zu regulieren. Seither wurde die Regulierung immer wieder verschärft. So ist beispielsweise seit April 2024 die Verwendung von PFOS, einer der wichtigsten PFAS, in der Schweiz vollständig verboten.
Wie können PFAS aus der Umwelt entfernt werden?
Die bisher am weitesten verbreitete Methode sind Aktivkohlefilter, wie sie beispielsweise das japanische Unternehmen Kuraray anbietet. Auch der Einsatz von Ionenaustauschharzen reinigt das Trinkwasser von PFAS. Letztere Methode wendet etwa die deutsche Lanxess oder die belgische Solvay an.
Inwiefern ist Wasserschutz im Allgemeinen und die Elimination von PFAS im Speziellen aus Investorensicht interessant?
Schätzungen über die Marktgrösse für PFAS-Eliminierungen sind noch schwierig, da der Umfang des Problems noch nicht gänzlich geklärt scheint. Die erwähnte Studie leistet diesbezüglich einen wichtigen Beitrag. Denn mit jeder neuen Erkenntnis, dass das Problem weitreichender ist als bisher angenommen, dürften auch die Schätzungen zur Marktgrösse nach oben korrigiert werden. Firmen, die sich technologisch frühzeitig im Markt positionieren, dürften von einem «First Mover Advantage» profitieren. Dabei handelt es sich um etablierte Unternehmen, die generell im defensiven Geschäft der Wasseraufbereitung tätig sind. Für sie könnte die PFAS-Eliminierung einen zusätzlichen Revenue-Stream darstellen. Das Potenzial dieser Revenue-Streams wird derzeit vom Markt kaum oder gar nicht eingepreist.
Und wie lässt sich in diese Technologien investieren?
Investitionen in Einzeltitel erfordern viel Know-how und Risikobereitschaft, zumal wir wohl erst am Anfang der Lösung eines sehr langfristigen Problems stehen. Eine zu prüfende Alternative bieten deshalb Themenfonds. Mit ihnen kann man diversifiziert in ein bestimmtes Thema investieren und Renditepotenziale in aufstrebenden Branchen nutzen.
Rechtliche Hinweise: Die Publikationen wurden vom Buy-Side Research des Asset Managements der Zürcher Kantonalbank erstellt. Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen wurden nicht im Einklang mit Rechtsvorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Finanzanalysen erstellt und unterliegen auch keinem Verbot des Handels im Anschluss an die Verbreitung von Finanzanalysen.