Klimaschutz mit der Abscheidung und Speicherung von CO2
Die Abscheidung und Speicherung von CO2, des am häufigsten in der Atmosphäre auftretenden Treibhausgases, stellt einen wichtigen Baustein jeder Klimastrategie dar. Eine zunehmende Bepreisung und Besteuerung von CO2 wird der Technologie der CO2-Abscheidung im Verlauf des Jahrzehnts Aufwind geben.
Text: Daniel Fauser
Der Klimawandel wird im kommenden November im Rahmen der 26. Klimakonferenz der Vereinten Nationen (COP26) in Glasgow erneut ins Zentrum der öffentlichen Diskussionen rücken. Die rekordverdächtige Häufung von Extremwetterereignissen des Sommers 2021 mit Überschwemmungen, Dürren, Waldbränden und Wirbelstürmen hat einen Vorgeschmack auf die negativen Auswirkungen der Erderwärmung geliefert.
Massgeblicher Treiber dieser Erderwärmung ist die in der Atmosphäre schnell ansteigende Konzentration des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2). CO2 macht 74.4% der globalen Treibhausgase aus (gemessen am Erderwärmungspotenzial, welches zum Beispiel bei Methan deutlich höher ist). Sollen die negativen Folgen der Erderwärmung eingedämmt werden, stellt die Reduktion der CO2-Emissionen eine absolute Notwendigkeit dar.
Kohlenstoffabscheidung und -speicherung ist technologisch geeignet
Ein grosser Teil des CO2-Reduktionspfads bis zur Erreichung des Pariser Klimaziels kann mit erneuerbaren Energien, Energieeffizienzsteigerungen und der zunehmenden Elektrifizierung bewältigt werden. Aber eben nur ein Grossteil. Die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) schätzt, dass circa 6-10% des CO2 in Bereichen emittiert werden, in denen die Emissionen nur sehr schwer bis gar nicht vermeidbar sind – zum Beispiel in der Zement- und Stahlherstellung. Die Kohlenstoffabscheidung-, -verwertung und -speicherung (engl. Carbon Capture Utilization & Storage, CCUS) wird von Experten als eine technologisch effektive Methode zur Entfernung von CO2 in einer Vielzahl von Sektoren gesehen.
Bereits praktizierte und mögliche Verwendung
CCUS umfasst die Abscheidung (oder Filterung) von CO2 aus einer Reihe von Quellen (einschliesslich Luft) und den Transport per Pipeline oder Schiff zur Nutzung oder dauerhaften Speicherung (siehe Grafik). Die Technologie wird bereits bei der Stromerzeugung und bei Industrieanlagen, die fossile Brennstoffe oder Biomasse verwenden und zum Beispiel Wasserstoff herstellen, eingesetzt. Abgeschiedenes CO2 kann vor Ort verwendet oder in komprimierter Form transportiert werden. Es kann zum Beispiel zur Herstellung von synthetischem Flugzeugkraftstoff verwendet oder dauerhaft in geologischen Formationen wie bespielsweise in erschöpften Lagerstätten von Öl und Gas gespeichert werden.
Der CCUS-Prozess
Kosten für CCUS sind noch immer hoch
Die ersten CCUS-Anlagen sind seit den 1980er Jahren in Betrieb, allerdings nur in sehr ausgewählten Anwendungsbereichen, in denen die CO2-Konzentration hoch ist, wie zum Beispiel der Ammoniakherstellung oder Erdgasverarbeitung. Die erste Anlage wurde in der texanischen Region Val Verde erbaut.
Grundsätzlich gilt: Je höher die CO2-Konzentration, desto tiefer die Kosten zur Abscheidung einer Tonne CO2 (vgl. Grafik unten). Diese Faustregel ist auch der Grund, warum die Abscheidung von CO2 direkt aus der Luft die kostenintensivste CCUS-Variante darstellt. In den Abgasen eines Kohlekraftwerks ist die CO2-Konzentration zum Beispiel viel höher als in der Luft, wo sie nur 0,04 Volumenprozent beträgt. Hinzu kommt, dass CO2 am besten dort abgeschieden werden sollte, wo es auch verwertet oder endgültig gespeichert wird. Andernfalls kommen zu den durchschnittlichen Kosten zur Abscheidung einer Tonne CO2 von circa USD 80/Tonne noch USD10/Tonne für den Transport und USD 30/Tonne für die Speicherung dazu. Heute betragen die Kosten zur endgültigen Speicherung einer Tonne CO2 in den USA deshalb circa USD 120/Tonne.
Erst ein hoher CO2-Preis gibt Anreiz zum Einsatz von CCUS
Die wirtschaftliche Attraktivität von CCUS ist untrennbar mit der CO2-Bepreisung und -Besteuerung verbunden. Die Rechnung ist so simpel wie wahr: In Zukunft werden die CO2-Preise auf deutlich über USD 100/Tonne steigen müssen. Denn solange es günstiger ist, eine Tonne CO2 in die Luft zu emittieren als zu speichern, besteht ohne staatliche Subventionen kein wirtschaftlicher Anreiz zum Bau von CCUS-Anlagen. Wahrscheinlich werden die Kosten von CCUS aufgrund von Fortschritten bei der Technologie oder Skalierungseffekten über die nächsten Jahre etwas abnehmen. Für die zunehmende Verwendung von CCUS spricht, dass die Technologie sowohl in der EU als auch in den USA breite politische Unterstützung geniesst, da CO2-Emissionen gewisser Sektoren eben nicht verhindert, sondern nur neutralisiert werden können.
CCUS im Rahmen unserer globalen Aktienstrategie
In den letzten Jahren liess sich beobachten, dass vor allem Unternehmungen des «traditionellen» Energie- und Rohstoffsektors in Richtung CCUS vorstossen. Beispiele hierfür sind integrierte Ölunternehmen wie Keyera (Kanada) oder Calix (Australien). Es gibt jedoch auch rein auf CCUS spezialisierte Unternehmen wie Aker Carbon Capture, Jericho Energy Ventures und HTC Purenergy.
Wir beobachten die technologischen und politischen Entwicklungen bei CCUS und evaluiert Opportunitäten bei einzelnen Unternehmen mit unserem fundamentalen, ESG-integrierten Research-Ansatz. Ergebnisse setzen wir gegebenenfalls im Rahmen unserer globalen, nachhaltigen Aktienstrategie um.
Kosten der CO2-Abscheidung ohne Transport und Speicherung
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