Sinkende Zinsen sind guter Nährboden für Gold
Wegen den Zinsen und den geopolitischen Unsicherheiten könnte sich der Goldpreis weiterhin gut entwickeln, erwartet Iwan Deplazes im Gespräch. Bei Silber ist der Leiter Asset Management der Zürcher Kantonalbank hingegen zurückhaltender.
Interview mit Iwan Deplazes
Martin Spieler: Gold gilt vielen als Notgroschen und Krisenwährung. Doch wie sicher ist das gelbe Metall aus Anlegersicht wirklich?
Iwan: Gold gilt tatsächlich als Krisenwährung. Dieser Effekt lässt sich auch dieses Jahr wieder beobachten – Gold hat seit Januar über 20 Prozent Wertsteigerung erfahren und notiert bei rund CHF 70'000 pro Kilogramm. Das zeigt, wie Gold gerade in Zeiten geopolitischer Unsicherheiten als sicherer Wert gefragt ist. Aber es gibt eben auch die Phasen dazwischen, wo das Edelmetall sehr hohen Schwankungen unterliegen kann.
Der Goldpreis wird auch durch die Leitzinsen und die Währungen beeinflusst, insbesondere durch den Kurs des USD. Ist die aktuell lockere Geldpolitik mit in der Tendenz sinkenden Zinsen günstig für die künftige Entwicklung des Goldes?
Das ist tatsächlich so. Diese Ausgangslage bietet einen guten Nährboden für Gold. Ganz einfach deshalb, weil es im Gegensatz zu Aktien und Obligationen keine Verzinsung oder Dividenden bietet. Damit sind die Opportunitätskosten für das Halten von Gold vergleichsweise hoch. Sie sinken aber, je tiefer die Zinsen zu liegen kommen.
Gold hat in diesem Jahr Rekordwert erreicht. Wird der Goldpreis in den nächsten Monaten weiter klettern?
Aufgrund der geopolitischen Unsicherheiten im Nahen Osten und des Konflikts zwischen der Ukraine und Russland erwarten wir, dass sich der Preis des Edelmetalls weiterhin gut entwickeln kann. Etwas zurückhaltender sind wir hingegen gegenüber Silber. Dies, weil es vor allem auch in der Industrie genutzt wird. Wenn wir nun eine Abschwächung der Weltwirtschaft erleben würden, träfe dies auch den Silberpreis.
Gold und Silber zahlen weder einen Zins noch eine Dividende. Wie lohnend sind da Edelmetalle als Investment?
Allein in Edelmetalle zu investieren, ist sicher keine gute Strategie – genau aus den genannten Gründen. Aber als Diversifikation zu Aktien und Obligationen können Edelmetalle sehr wertvoll sein. So kann sich Gold als robuster Wert erweisen, wenn die Kurse von Wertschriften bei einer Gegenbewegung an den Märkten unter Druck geraten.
Anlegerinnen und Anleger können auch in andere Edelmetalle investieren: in Platin oder Palladium, oder in Industriemetalle wie Kupfer. Wie interessant ist dies?
Palladium und Platin werden ebenfalls stark in den Industrien eingesetzt. Entsprechend ist ihr Kurs abhängig von der Nutzungsintensität sowie auch der Kursentwicklungen der Unternehmen in jenen Sektoren. Kupfer wiederum spielt in der Dekarbonisierung der Wirtschaft eine wichtige Rolle. Dennoch muss ich warnen: Alle drei Metalle sind starken Schwankungen unterworfen.
Wie lässt sich am besten in Edelmetalle investieren? Sollen Anlegerinnen und Anleger Goldmünzen kaufen – oder sind andere Instrumente vorzuziehen?
Das physische Halten von Edelmetallen ist eine Möglichkeit. Man sollte sich aber vor Augen führen, dass beim Verkauf von Barren oder Münzen wie dem «Goldvreneli» handfeste Kommissionen anfallen. Effizienter und effektiver ist das die Investition in einen börsengehandelten Indexfonds, einen sogenannten ETF.
Dieses Interview wurde erstmals in leicht abgeänderter Form in der Sendung «Geld» vom 6. September 2024 auf Tele 1, Tele M1 und TVO erstmals ausgestrahlt.