Vor dem Frühling kommt der Winter
Anlegerinnen und Anleger spüren bereits den Börsenfrühling. Doch dieser kommt unseres Erachtens zu früh. Wir erwarten wieder frostigere Monate und bleiben deshalb bei Aktien im leichten Untergewicht. Mehr Gewicht legen wir indes auf Gold.
Die Euphorie bei Anlegerinnen und Anlegern ist nach starken Kursavancen im November (Aktien Welt +10%) zurück. Dank tieferen Inflationsraten und leicht schwächeren Wirtschaftsdaten hofft man auf baldige Zinssenkungen der Zentralbanken, während die Gewinnerwartungen der Unternehmen für 2024 weiterhin im zweistelligen Bereich liegen. Dieses Goldilocks-Szenario hat dem Markt ein sehr starkes Momentum verliehen und auch die Marktbreite verbessert.
Aktienrally ist verfrüht
Unsere technischen Indikatoren weisen aber auf eine zu euphorische Stimmung hin. Zudem zweifeln wir dieses Goldilocks-Szenario an. Kräftige Zinssenkungen wird es wohl nur bei einer Rezession geben und dann dürfte das Gewinnwachstum deutlich tiefer ausfallen. Somit betrachten wir dieses Aktienrally – an dem wir temporär mit einer Aufstockung der Nasdaq-Position partizipiert haben – als verfrüht.
Weiterhin defensiv aufgestellt
Natürlich blicken die Finanzmärkte bereits auf mögliche Entwicklungen im zweiten Halbjahr 2024. Diese wiederum hängen von der ersten Jahreshälfte ab, in der wir eine Schrumpfung der US-Wirtschaft erwarten. Unter diesen Prämissen gilt: Vor dem Frühling kommt der Winter. Wir bleiben deshalb trotz starker Saisonalität im leichten Aktienuntergewicht und präferieren weiterhin Schweizer Aktien. Dies zum einen wegen ihres defensiven Charakters. Zum anderen auch, weil sie relativ zur Welt im Schnitt höhere Dividendenrenditen liefern. Bei den Obligationen nehmen wir nach dem Renditerückgang nun etwas Gewinne mit und erhöhen im Gegenzug unser Übergewicht in den Alternativen Anlagen, namentlich bei Gold.
Wie schätzen wir die Finanzmärkte aktuell ein und wie sind wir positioniert?
- Der Goldpreis bewegt sich derzeit auf den Rekordlevels um USD 2'075 aus dem Sommer 2020. Der Kursanstieg erfolgte unter anderem trotz Waffenstillstand im Gaza-Streifen, starkem Risk-on Sentiment und tiefen Investitionen in Gold-ETF.
- Technisch stehen die Chancen für ein neues Allzeithoch gut, aufgrund sinkender Realrenditen und einer ausgezeichneten Saisonalität.
- Wir gehen in ein leichtes taktisches Übergewicht.
- Während KI (künstliche Intelligenz) wahrscheinlich das Wort des Jahres werden dürfte und diverse «Pure Plays» wie Nvidia bereits stark von diesem Hype profitieren konnten, gibt es auch Opportunitäten ausserhalb des reinen KI-Sektors.
- Algorithmen und AI-Modelle werden einfach repliziert werden können, aber Unternehmen mit einer dezidierten, proprietären Big-Data-Strategie schaffen einen nachhaltigen kompetitiven Vorteil.
- Wir bauen Positionen in der gesamten Big-Data-Wertschöpfungskette und in diversen Sektoren und Ländern auf, welche vom Trend profitieren, stark wachsen und noch nicht teuer sind.
- Mit Gold, dem US-Dollar und globalen Staatsanleihen finden wir einige sichere Häfen attraktiv. Angesichts der aktuell sinkenden Teuerung reduzieren wir jedoch inflationsgeschützte US-Anleihen.
- Die Renditeerwartungen an CHF-Obligationen sind hingegen eher moderat und wir sehen wenig Potenzial für sinkende Zinsen in der Schweiz.
- Die SNB stellt sich verbal klar gegen baldige Zinssenkungen, die anderen Zentralbanken dürften deutlich früher damit beginnen.
- Wir weiten unser Untergewicht in CHF-Obligationen leicht aus.