Inflation vs. Zins – Zwischenstand weckt Zuversicht
Erstmals in 20 Jahren hat 2022 die Inflation die Verzinsung der Pensionskassen weggefressen und den Versicherten einen Realzinsverlust eingebrockt. Die Entwicklung im laufenden Jahr stimmt optimistisch, dass sich dies nicht wiederholt.
Francesca Pitsch und Heini Dändliker, Leiter Key Account Management / Firmenkunden Markt Schweiz,
Auch dieses Jahr zeichnet sich ein heisser Lohnherbst ab. Bereits im Juni hat der Gewerkschaftsbund eine Lohnerhöhung von fünf Prozent gefordert, andere Arbeitnehmervertreter schlagen ebenfalls Alarm. Der Grund: die Inflation. Der Ruf nach einem Teuerungsausgleich wird wieder laut.
Wie bei den Löhnen sorgt die Inflation auch bei den Pensionskassengeldern für schmerzhafte Einbussen. Erstmals in den vergangenen 20 Jahren hat die Teuerung 2022 die Verzinsung der Guthaben der Versicherten zunichtegemacht und sogar zu einem durchschnittlichen Realzinsverlust von 0,9 Prozentpunkten geführt. Gemäss der Schweizer Pensionskassenstudie 2023 von Swisscanto by Zürcher Kantonalbank stand einer durchschnittlichen Verzinsung von 1,9 Prozent eine deutlich höhere durchschnittliche Jahresinflation von 2,8 Prozent gegenüber.
Zu spüren bekommen die Folgen der Inflation auch die Rentnerinnen und Rentner: Weil bei den Pensionskassen – anders als bei der AHV – kein automatischer Teuerungsausgleich vorgeschrieben ist, müssen sie ihren Lebensunterhalt real mit weniger Einkommen bestreiten. Dennoch wurde auf eine Anpassung der Rentenleistungen verzichtet. Verständlicherweise, schliesslich müssen dazu die finanziellen Möglichkeiten vorhanden sein. Und diese waren angesichts des schlechten Anlagejahres 2022 und der dadurch geschmolzenen Wertschwankungsreserven nur bei den wenigsten Pensionskassen gegeben.
Aktienmärkte überraschen positiv
Die gute Nachricht: 2022 dürfte nach aktuellem Stand ein Ausreisser sein. Schliesslich hat sich die im internationalen Vergleich ohnehin schon tiefe Teuerung hierzulande im vergangenen Halbjahr nochmals deutlich abgeschwächt. Nachdem sie in den ersten beiden Monaten 2023 wegen höherer Strom- und Flugpreisen noch bis auf 3,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat angestiegen war, sinkt sie seither rapide. Im Juli erreichte sie laut dem Bundesamt für Statistik einen Wert von 1,6 Prozent.
Genauso wie die sinkenden Teuerungsraten stimmt die Entwicklung an den Märkten zuversichtlich für das laufende Jahr. Angetrieben durch den Technologiesektor und die Euphorie rund um Künstliche Intelligenz präsentierten sich insbesondere die Aktienmärkte überraschend positiv – selbst vor dem Hintergrund einer global drohenden Rezession. So resultierte für die Vorsorgeeinrichtungen in der Anlageklasse «Aktien Schweiz» bis 30. Juni ein Plus von 8,2 Prozent, während «Aktien global» sogar um 10,6 Prozent zulegen konnte. Die Entwicklung der anderen Anlageklassen verlief durchzogen. Gemäss dem Swisscanto Pensionskassen-Monitor dürften die Schweizer Vorsorgeeinrichtungen im ersten Halbjahr 2023 kumulierte Renditen (ohne Abzug von Kosten) von durchschnittlich 4,1 Prozent erwirtschaftet haben. Bei den Zahlen des Pensionskassen-Monitors handelt es sich um Hochrechnungen, die aufgrund der Marktentwicklung sowie der Ende 2022 gemeldeten Vermögensallokation der Teilnehmenden an der Pensionskassenstudie erfolgen.
Die positiven Vorzeichen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Finanzmärkte weiterhin zwischen Inflations- und Rezessionssorgen schwanken. Unerwartete Entwicklungen lösen sofort Reaktionen an den Finanzmärkten aus, mit positiven bzw. negativen Auswirkungen auf die Verzinsung der Rentenguthaben. Mit dem höheren Zinsniveau ist zumindest wieder ein wesentlicher Grundbaustein für künftige Leistungsverbesserungen gelegt.
Die Schweizer Pensionskassenstudie
Die jährlich erscheinende Schweizer Pensionskassenstudie ist eine verlässliche Informationsquelle für alle Vorsorgeeinrichtungen. Seit mehr als 20 Jahren liefert sie wertvolle Einblicke in die 2. Säule, analysiert die Renditen der Schweizer Pensionskassen und bildet ihren aktuellen Zustand umfassend ab.