Stay short in May, but don't go away!
Vor uns liegen nun saftige Zinserhöhungen der US-FED, ein globale Bilanzabbau grosser Zentralbanken und eine saisonal grundsätzlich schwierige Phase für Aktien. Dies wird für weiteren Abwärtsdruck auf die Aktienmärkte sorgen, weshalb wir bei Aktien untergewichtet bleiben. Allerdings ist das Sentiment mittlerweile sehr pessimistisch, die Konjunktur noch robust und die Inflationsraten auf dem Peak. Unsere erhöhte Cash-Quote könnte deshalb schon bald zum Einsatz gelangen.
Text: Stefano Zoffoli, Chefstratege Asset Management, Zürcher Kantonalbank
Der April 2022 war ein schwieriger Monat für Investoren, da sowohl Aktien als auch Obligationen Federn liessen, wie es bereits seit Jahresanfang der Fall gewesen ist. Der Mix aus stark ansteigenden Zinsen, erneuten Lockdowns in China und geopolitischen Unsicherheiten war zu viel für die bisher sehr robusten Aktienmärkte: die Tiefststände seit Kriegsausbruch wurden egalisiert. Mit unserem Aktienuntergewicht hatten wir diese Bewegung antizipiert. Unterschätzt haben wir allerdings die Sturheit der chinesischen Regierung mit ihrem Beharren aus der Zero-COVID-Politik. Unser Fokus auf Schwellenländer hat sich deshalb nicht ausbezahlt.
Wir behalten unser kleines Engagement in chinesischen Technologietiteln bei, die Exposition gegenüber Schwellenländeraktien insgesamt wird jedoch reduziert. Zudem verkaufen wir unsere Position in globalen Small Caps, da die Unternehmen unter Margendruck leiden und kein Momentum aufbauen. Auch sind die Renditen bei Obligationen nun endlich wieder auf einem attraktiveren Niveau angelangt.
- Aktien von Firmen mit Pricing Power sind an der Schweizer Börse überdurchschnittlich vertreten (Luxus, Pharma, Industrie mit kompetitivem Angebot, Servicesektor). Dies ist angesichts der gestiegenen Inputpreise von Vorteil.
- Der stark vertretene Pharmasektor dürfte die Gewinne dieses Jahr - trotz der nachlassenden COVID-Umsätze - um 8% steigern. Die Bewertung von Big Pharma und anderen Schweizer Megacaps ist mit einem Kursgewinnverhältnis von rund 16 historisch günstig.
- Die Sensitivität des SMI gegenüber dem globalen Geschäftsklima ist nur halb so hoch wie beim Euro Stoxx50. Wir erwarten, dass sich die Weltkonjunktur nach dem Post-COVID-Boost wieder auf ihr Potentialwachstum verlangsamen wird.
- Die Renditen von australischen Staatsanleihen sind deutlich angestiegen und befinden sich nun auf einem attraktiven Niveau (10j bei 3.1%).
- Die Erwartungen an die Reserve Bank of Australia sind sehr hoch (2.75% Zinserhöhungen über 1 Jahr); wir erwarten weniger Zinsschritte.
- Der australische Dollar hat Momentum aufgebaut (seit Jahresbeginn +4.5% vs. CHF) und bleibt dank einer robusten australischen Konjunktur und hohen Rohstoffpreisen gefragt.
- Wir kaufen 1% dazu und reduzieren im Gegenzug langlaufende US-Staatsanleihen, da in den USA der Inflationsdruck deutlich höher ist.