So integrieren wir Nachhaltigkeitsaspekte bei indirekten Schweizer Immobilienanlagen
Die kongruente Umsetzung von Nachhaltigkeit bei indirekten Schweizer Immobilienanlagen führt zu verschiedenen Herausforderungen. Um Nachhaltigkeitsaspekten dennoch gerecht zu werden, ist derzeit noch ein hohes Mass an Eigeninitiative erforderlich.
Autoren: Jan Elmer und Elias Lipp
Der Immobiliensektor emittiert rund ein Viertel der gesamten Treibhausgase der Schweiz. Bund und Kantone wollen deshalb mit einem Gebäudeprogramm den Energieverbrauch im Schweizer Gebäudepark erheblich reduzieren und den CO2-Ausstoss senken. Vor diesem Hintergrund ist auch das Asset Management von indirekten Schweizer Immobilienanlagen gefordert. Das Anlageuniversum für indirekte Schweizer Immobilienanlagen ist sehr breit und reicht von Aktien über Fonds bis hin zu Anlagestiftungen. Zwar weisen immer mehr Anlagevehikel Nachhaltigkeitskennzahlen aus oder haben einen verbindlichen CO2-Reduktionspfad definiert. Standardisierte Informationen bzw. Daten sind jedoch kaum verfügbar. Aufgrund der verschiedenen Rechtsstrukturen und der aktuell noch heterogenen Datenlandschaft haben wir uns für einen proprietären Nachhaltigkeitsansatz entschieden.
Um der beschriebenen Problematik der Datenverfügbarkeit zu begegnen, führen wir seit ein paar Jahren zusammen mit unserem Nachhaltigkeitsteam im Asset Management der Zürcher Kantonalbank jährlich eine Nachhaltigkeitsumfrage bei den jeweiligen Verantwortlichen der Anlagevehikel durch. Die Umfrage behandelt Themen wie Klimastrategie, Energieverbrauch, Stakeholderintegration oder Mitspracherecht der Mieterinnen und Mieter. Nach der Datenvalidierung und diversen Konsistenzprüfungen werden die Daten aggregiert. Die Fragen werden den vier Dimensionen Kontroversen, ESG, SDG1 und Klima zugeordnet, die alle gleich gewichtet in die Berechnung unseres proprietären Sustainability Ratings einfliessen.
One-to-ones mit den Verantwortlichen
Die Erkenntnisse aus unserem Fragebogen werden in Einzelgesprächen mit den jeweiligen Verantwortlichen der Immobilienvehikel vertieft. Besprochen wird auch die Nachhaltigkeitsstrategie. Die daraus resultierenden Erkenntnisse und die Rangierung in unserem Sustainability Rating fliessen in unsere fundamentale Einschätzung ein, die für unsere aktive Positionierung ausschlaggebend ist. Ausserdem wollen wir allfällige Nachhaltigkeitsrisiken der einzelnen Immobilienvehikel frühzeitig erkennen, um diese entsprechend steuern zu können. Mit den Ergebnissen der Nachhaltigkeitsumfrage schaffen wir zudem Transparenz für unsere Kundinnen und Kunden. Die wichtigsten Ergebnisse werden in einem Nachhaltigkeitsreport dargestellt, der aufgrund der zunehmenden Datenverfügbarkeit stetig ausgebaut wird.
Von der Nachhaltigkeitsumfrage bis zum Nachhaltigkeitsreport
Was wir zusätzlich berücksichtigen
- Immobilienvehikel ohne Nachhaltigkeitsstrategie schliessen wir aus unserem Anlageuniversum aus.
- Vertieft untersuchen wir die CO2-Reduktion und die Energieeffizienz der jeweiligen Immobilienvehikel. Dabei beobachten wir insbesondere die Entwicklung, um zu prüfen, ob die gesetzten Ziele erreicht werden.
- Bei unseren nachhaltigen Anlagelösungen streben wir eine kontinuierliche Reduktion der CO2e-Intensität der Investitionen an. Zudem bevorzugen wir tendenziell Immobilienvehikel mit einer ausgeprägteren Energieeffizienzsteigerung.
- Stewardship: Bei Immobilienaktien und SICAV-Fonds in unserem Bestand betreiben wir gemäss den Swisscanto Voting Guidelines Proxy Voting und nehmen die Stimmrechte aktiv wahr. Obwohl nicht bei allen Vehikeln im Anlageuniversum wie z.B. Fonds Stimmrechte bestehen, suchen wir im Bereich Engagement den aktiven Dialog mit dem Management der verschiedenen indirekten Schweizer Immobilienanlagen. Dabei sprechen wir gezielt Nachhaltigkeitsthemen an und weisen beispielsweise auf Lücken oder Rückstande gegenüber der Konkurrenz hin. So können wir unsere Verantwortung als einer der grössten Asset Manager von indirekten Immobilienanlagen aktiv wahrnehmen.
Standardisierung in der Branche zeichnet sich ab
Eine zunehmende Anzahl Gefässe lässt sich jährlich von dem internationalen Nachhaltigkeits-Standard GRESB beurteilen. Viele, insbesondere kleinere Gefässe, verfügen jedoch noch über kein GRESB-Rating. Um einen fairen Vergleich zwischen allen indirekten Immobilienanlagen zu ermöglichen, ist eine generelle Standardisierung der Daten unabdingbar. In der Branche sind denn auch klare Bestrebungen in diese Richtung zu erkennen. Zu diesem Zweck hat die Asset Management Association Switzerland (AMAS) Richtlinien zur Berechnung und Offenlegung von umweltrelevanten Kennzahlen erlassen. Demnach sind bis Ende 2024 alle Fonds verpflichtet, folgende Kennzahlen gemäss Richtlinie zu berechnen und zu publizieren:
- Abdeckungsgrad
- Energieträgermix
- Energieverbrauch und -intensität
- Treibhausgasemissionen und Treibhausgasintensität
Auch die Konferenz der Geschäftsführer von Anlagestiftungen (KGAST) empfiehlt ihren Mitgliedern, die Nachhaltigkeitskennzahlen nach diesem Standard auszuweisen. Für die Zertifizierung von Gebäuden existieren bereits verschiedene Labels wie Minergie, Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz (SNBS), Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) oder Leadership in Energy and Environmental Design (LEED).
Die Branche hat jedenfalls erkannt, dass eine zunehmende Standardisierung von Nachhaltigkeitsdaten notwendig ist. Die daraus resultierenden Effizienzgewinne kommen letztlich allen Marktteilnehmenden zugute.
1Die Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDG) wurden 2015 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen festgelegt. In unserer Nachhaltigkeitsumfrage wird mit einzelnen Fragen geprüft, ob die Immobilienvehikel positive Beiträge zu den SDGs leisten.
Rechtliche Hinweise: Die Publikationen wurden vom Buy-Side Research des Asset Managements der Zürcher Kantonalbank und nicht von der Abteilung «Finanzanalyse» im Sinne der von der Schweizerischen Bankiervereinigung herausgegebenen «Richtlinien zur Sicherstellung der Unabhängigkeit der Finanzanalyse» erstellt. Die Publikationen unterliegen folglich nicht diesen Richtlinien. Das vorliegende Dokument dient ausschliesslich Werbe- und Informationszwecken, ist für die Verbreitung in der Schweiz bestimmt und richtet sich nicht an Personen in anderen Ländern oder an Personen, deren Nationalität oder Wohnsitz den Zugang zu solchen Informationen aufgrund der geltenden Gesetzgebung verbietet.