Obligationen – Zeit, den Stapel zu erhöhen
Fünf Prozent Rendite für US-Staatsanleihen – das gab es zuletzt 2007. Wir nutzen dieses attraktive Niveau und gehen bei Obligationen ins Übergewicht. Auf der Aktienseite bleiben wir zwar defensiv – im Schweizer Markt kaufen wir aber zu.
Der Ausbruch des Krieges in Israel hat die geopolitischen Sorgen im Oktober nochmals verstärkt. Die Aktienmärkte haben dies nicht gut aufgenommen und das Momentum hat sich damit weiter verschlechtert. Bei den Aktien verbleiben wir deshalb, global betrachtet, im leichten Untergewicht, da der Mix bestehend aus tiefen Risikoprämien, schlechtem Momentum und geopolitischen Risiken weiterhin belastet.
Allerdings nutzen wir die verhältnismässig starken Verluste am Schweizer Aktienmarkt für Zukäufe. Dieser hat mit einer Korrektur von elf Prozent deutlich stärker Federn gelassen als der MSCI World.
Anleihen mit Oberwasser
An den Finanzmärkten befinden sich die Stimmungsindikatoren trotz der geopolitischen Brandherde im neutralen Bereich. Auch bei den Zentralbanken sind aktuell wenig Änderungen zu erwarten, was den Fokus wieder vermehrt auf die Konjunktur richten könnte. Diese sollte, nach einem starken 3. US-Wirtschaftsquartal, nun doch abflauen, insbesondere da den Konsumenten dort langsam die Puste ausgeht.
Nach dem erneuten Anstieg der Obligationenrenditen auf mittlerweile über fünf Prozent etwa bei den zehnjährigen US-Staatsanleihen, sehen wir nun höheres Kurs-Potential bei globalen Staatsanleihen und stärken insbesondere unsere Präferenz für TIPS. Die Realrenditen (basierend auf den Inflationserwartungen) sind nun sowohl in den USA als auch in Europa klar positiv. Damit gehen wir auch gesamthaft bei den Obligationen in ein Übergewicht und reduzieren unsere Cash-Position.
Wie schätzen wir die Finanzmärkte aktuell ein und wie sind wir positioniert?
- Aufgrund diverser unternehmensspezifischer Enttäuschungen, haben Schweizer Aktien im Oktober übermässig gelitten (Lonza -26%, Geberit, ABB, Alcon und Sika je -9%, SIG -14%, Roche und Nestle je -5%).
- Seit Mai haben Schweizer Aktien im Vergleich zu globalen Aktien acht Prozent stärker korrigiert, dies ist aussergewöhnlich viel. Wir erwarten nun bei schwächeren Konjunkturzahlen eine Gegenbewegung dieses defensiven Marktes.
- Der defensive Sektormix (z.B. Pharma und Basiskonsumgüter), die hohe und stark angestiegene Dividendenrendite (3,5%) und einem Relative Strenght Index (RSI) von 28 bewegen uns dazu, neu in ein relatives Übergewicht zu gehen. Global bleiben wir untergewichtet.
- Die Realrendite inflationsgeschützter Anleihen beträgt in den USA nun sehr attraktive 2,5%. Dies ist der höchste Wert seit 2006.
- Falls die Situation im Nahen Osten stärker eskaliert, ist mit einem Anstieg der Ölpreise zu rechnen und somit mit höheren Inflationserwartungen. Davon profitieren TIPS.
- Wir reduzieren deshalb erneut nominelle US-Staatsanleihen und kaufen weiter US TIPS dazu.
- Seit April 2022 sind wir übergewichtet in Schwellenländeranleihen (50% Hart- und 50% Lokalwährung), welche seither 13% besser performt haben als globale Staatsanleihen.
- Nun scheinen die Schwellenländeranleihen aber etwas zu schwächeln, ein stärkerer US-Dollar, Aktienmarktkorrekturen und sinkende Einkaufsmanagerindizes belasten.
- Wir halbieren deshalb unser Übergewicht und reduzieren im Gegenzug unser Untergewicht in Unternehmensanleihen, da die Spreads in Europa nach einem Anstieg nun wieder leicht überdurchschnittlich sind (1,6%).