Tauziehen zwischen Aktien- und Obligationenmärkten

Im Bankensektor herrschte zuletzt die grösste Unsicherheit seit 2008. Trotzdem notiert der MSCI World im Monatsvergleich unverändert und auch der Volatilitätsindex für US-Aktien VIX deutet auf keinerlei Stress hin. An den Obligationenmärkten sieht es allerdings etwas anders aus – da ist der Stress durchaus spürbar. Wer hat nun Recht?

Stefano Zoffoli und Dr. Anja Hochberg

Wir erleben derzeit ein spannendes Tauziehen zwischen Aktien- und Obligationenmärkten. Foto: iStock

Wir halten den Rückgang bei den Obligationenrenditen für gerechtfertigt und wundern uns eher über die robusten Aktienmärkte. Die Straffung der Geldzügel und die damit verbundenen Unsicherheiten im Bankensektor werden sich anhand von strikteren Kreditkonditionen in einer schwächeren Konjunktur niederschlagen.

Eine Rezession gegen Ende Jahr scheint uns wahrscheinlich

Vor diesem Hintergrund erhöhen wir unser Gewicht in US-Staatsanleihen und bleiben bei Aktien untergewichtet. Die Bewertungen sind weiterhin zu hoch und die tiefe Aktienrisikoprämie entschädigt unserer Meinung nach zu wenig für das erhöhte Risiko. Innerhalb der Aktien bleiben wir insbesondere bei teuren US-Titeln vorsichtig, reduzieren aber auch unser Übergewicht in Europa etwas. Zukäufe tätigen wir bei den defensiven Schweizer Large Caps und den Schwellenländern. Als attraktiv stufen wir weiterhin Alternative Anlagen ein – insbesondere Cat Bonds und kotierte Schweizer Immobilienfonds.

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Dr. Anja Hochberg, sieht zum Jahresende 2023 eine Rezession heraufziehen.
  • Die Schweizer Small Caps haben einen starken Jahresstart hingelegt (+8%), der Gegenwind wird nun aber aufgrund der Konjunkturrisiken zunehmen – nicht zuletzt bei der Kreditfinanzierung.
  • Wir bevorzugen aktuell die defensiven und stabilen Large Caps und erwarten einen Rebound.
  • So dürfte zum Beispiel bei Roche nach einer langen Durststrecke (-35% seit dem Höhepunkt vor einem Jahr) der Boden bei einem historisch tiefen Kurs-Gewinn-Verhältnis (2024e) von 12 erreicht sein.
  • Während sich die Kreditkonditionen in den westlichen Ländern verschärfen, sind in China die Anforderungen für die Mindestreserven gesenkt worden. Geldpolitisch sind Emerging Markets gegenüber den Developed Markets im Vorteil.
  • Das China Re-opening schlägt sich nun auch in den Daten nieder. Der Einkaufsmanagerindex ist von 42 auf 56 angestiegen; die Bewertung ist weiterhin günstig (KGV 11 vs. 16 beim MSCI World); die Aufteilung der Alibaba Group wurde positiv aufgenommen.
  • Die FED ist bald am Ende des Zinserhöhungszyklus angelangt und der USD wird schwächer, der Gegenwind für Emerging Markets nimmt ab. Wir sind sowohl bei Aktien als auch bei Obligationen in den Emerging Markets übergewichtet.
  • Infolge der Turbulenzen um die Credit-Suisse haben die kotierten Immobilienfonds der beiden Grossbanken deutlich korrigiert, dies ist fundamental nicht gerechtfertigt.
  • Die Agios sind für den Gesamtmarkt nochmals gesunken und notieren im Durchschnitt nun unter 5%, was fast ein Rekordtief ist. Das Risiko von Neubewertungen infolge steigender Diskontsätze besteht, ist aber limitiert, da wir nur noch einen marginalen letzten Zinsschritt der SNB erwarten.
  • Der Immobilienmarkt in der Schweiz bleibt stabil und die Mieteinnahmen werden dank einem höheren Referenzzinssatz im Juni weiter ansteigen, wir bleiben bei kotierten Schweizer Immobilienfonds übergewichtet.

Asset Allocation Spezialmandate im April 2023

Relative Gewichtung gegenüber der strategischen Asset Allocation (SAA) in % im März und April 2023 (Quelle: Zürcher Kantonalbank)

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