Ausländische Emittenten bereichern Schweizer Obligationenmarkt
Der Schweizerfranken Obligationenmarkt erfährt eine breitere Angebotsauswahl dank ausländischer Schuldner. Das gereicht Anlegerinnen und Anlegern zum Vorteil.
Text: Edgar Salzmann und Christopher Radler
Das Emissionsgeschäft für in Schweizer Franken gehandelten Obligationen (CHF-Obligationen) ist fulminant ins neue Jahr gestartet. In den ersten drei Wochen wurden Anleihen von nominal knapp CHF 10 Milliarden emittiert. Besonders erfreulich: Ausländische Schuldner melden sich zurück. Ihr Marktanteil gemessen am Emissionsvolumen liegt bei über 40 Prozent (Stand: Ende Januar 2023).
Internationale Emittenten stärken Präsenz (Swiss Bond Index AAA-BBB)
Zinswende zündete das «Emissionsfeuerwerk»
Es sind vor allem drei Gründe, weshalb ausländische Schuldner in den Schweizer Obligationenmarkt wollen:
- Die Leitzinserhöhungen der Schweizerischen Nationalbank beendeten die lange Phase der Negativzinsen. Auf Schweizer Franken lautende Obligationen und Geldmarktanlagen rentieren somit wieder deutlich positiv. Diese Anlageklassen stellen somit für eine steigende Anzahl von Investoren eine attraktive Alternative zur Haltung von Liquidität dar.
Zinswende befeuert Emissionen kurz- und mittelfristiger CHF-Obligationen
- Ausländische Emittenten sind dem Risiko der Währungsvolatilität ausgesetzt. Sie sichern sich deshalb üblicherweise mittels Währungsswaps ab. Sie nehmen Fremdkapital im CHF-Markt auf, wenn sie diese Verbindlichkeiten zu vorteilhaften Konditionen in ihre Heimwährung - meistens USD oder Euro - swappen können. Aktuell sind diese Bedingungen vor allem im Laufzeitenbereich von drei bis fünf Jahren günstig. Dies erklärt, weshalb gegenwärtig so viele neue Obligationen mit Laufzeiten bis 2026, 2027 und 2028 lanciert werden.
- Grundsätzlich bieten kleinere Märkte - wie die der Schweizer Obligationenmarkt - einem Emittenten geringere Liquidität und eine kleinere Anzahl an potenziellen Investoren im Vergleich zu grösseren Märkten wie den USA oder Europa. Nun jedoch, da die Zentralbanken ihre durch Obligationen-Kaufprogramme aufgeblähten Bilanzen reduzieren, fallen grosse, verlässliche Käufer von Euro- und USD-Obligationen weg. Deshalb richten die CFOs ausländischer Emittenten ihren Fokus auch auf die peripheren, das heisst kleineren Obligationenmärkte, zu denen auch der Schweizer Markt gehört.
Begrüssenswerte Diversifikation
Die stärkere Präsenz internationaler Emittenten ist hierzulande höchst willkommen, denn der Markt wird bisher von inländischen Schuldnern dominiert. Allein die beiden Schweizer Pfandbriefinstitute und die Eidgenossenschaft machen rund die Hälfte des Gesamtmarktes aus. Aus der Perspektive des Investors ist daher jede Erweiterung der Schuldnerpalette erfreulich. Dies ermöglicht, effizientere CHF-Obligationenportfolios zu konstruieren. Ausländische Schuldner leisten dazu einen besonders gwichtigen Beitrag. Denn: Sie erlauben eine breitere Diversifikation der Portfoliorisiken im Hinblick auf Länder, Branchen und Bonitäten. Die CHF-Obligationen aus dem Auslandsegment weisen im Durchschnitt eine höhere Verzinsung auf als ihre Pendants aus dem Inlandssegment. Dieser Renditevorteil (vgl. nachfolgende Abbildung) entschädigt für das etwas schwächere Bonitätsprofil.
Attraktive Renditen von Auslandschuldnern
Der Swiss Bond Index AAA-BBB kurz erklärt
Der Swiss Bond Index (SBI) AAA-BBB gilt als Standard-Benchmark im CHF-Obligationenmarkt. Er zeigt die Kursentwicklung von rund 1'600 Obligationen. Damit wird ein Grossteil der an der Börse gehandelten CHF-Obligationen abgedeckt. Um in den Index aufgenommen zu werden, müssen Anleihen eine Mindestlaufzeit von einem Jahr und ein Emissionsvolumen von mindestens CHF 100 Millionen aufweisen. Erforderlich ist zudem ein Mindestrating von BBB (Investment-Grade).
Für die Emittenten ist die Aufnahme in den Index von Vorteil. Oft ist es Investoren nur erlaubt, in Anleihen zu investieren, die Mitglied des Index sind. Wird die Anleihe in den Index aufgenommen, erhöht sich damit ihre Liquidität, da die Obligationen von einer grösseren Anzahl von Investoren gehandelt werden können. Dies vereinfacht zudem die Platzierung der Anleihe und ermöglicht in der Regel einen besseren Neuemissionspreis für den Emittenten.