Wie nachhaltig ist Gold?

Nachhaltigkeit und Impact Investing sind gegenwärtig in aller Munde. Finanzhäuser setzen die Segel in Richtung einer ökologisch- und sozialverträglichen Zukunft. Wo steht die Branche in Sachen ESG beim Gold? Der Abbau des gelben Edelmetalls wird oft vom schlechten Ruf begleitet, stark umweltschädliche Folgen zu haben. Dazu kommen Konflikten wie Finanzierung von Kriegen und Menschenrechtsverletzungen. Nebst Käuferinnen und Käufern von Schmuck legt auch die nachhaltige Finanzanlage das Augenmerk mehr und mehr auf konfliktfreies und sauberes Gold. Eine Bestandsaufnahme.

Text: Cyrill Staubli

Goldbesitzer stellen sich zunehmend Fragen:

  • Wie umweltfreundlich wurde das Gold meines Eheringes gewonnen?
  • Welche Arbeitsbedingungen und Sicherheitsvorkehrungen gelten für Minenarbeiter, die das Rohmaterial fördern?
  • Gibt es Kinderarbeit?
  • Werden von den Minen Umweltstandards eingehalten?

Zur Beantwortung der Frage «Wie nachhaltig ist mein Gold?» braucht es Standards sowie deren Sicherstellung durch Kontrolle und Transparenz. Zentral ist dabei die Unterscheidung, ob Gold von kleinen oder grossen Minengesellschaften stammt. In kleinen Minengesellschaften sind ca. 80% aller Goldminenarbeiter unter oft fragwürdigen Bedingungen beschäftigt; hier werden aber nur 20% der globalen Goldfördermenge abgebaut. Bei diesen kleinen Minengesellschaften (Artisanal und Small-Scale Mining) stehen Fragen betreffend der Formalisierung (Legalität), des Marktzuganges (Möglichkeit, das Gold zu verkaufen) und des Fachwissens/Arbeitsbedingungen der Minenarbeiter im Zentrum der ESG Analyse. Large-Scale-Minen werden oft von grossen Aktiengesellschaften (z.B. Barrick Gold Corporation) betrieben und haben somit strikte Reportingpflichten und stehen auch medial unter starker Beobachtung. Dass die Goldproduktion im Rahmen der gängigen Verfahren grundsätzlich nur um den Preis einer starken Umweltbelastung in Form von Energie- und Wasserverbrauch, Erzeugung von Treibhausgasen und Abraum sowie Landschaftsverbrauch zu haben ist, daran ändern Standards und Transparenz nichts, wie Terry Norgate und Nawshad Haque in ihrem Journal-Beitrag «Using life cycle assessment to evaluate some environmental impacts of gold production» berichten.

Vom schmutzigen zum sauberen Gold

Damit dem gelben Metall jedenfalls eine gewisse Nachhaltigkeit attestiert werden kann, wurden im Laufe der vergangenen Jahre verschiedene Branchenstandards und Gütesiegel ins Leben gerufen:

Supranationale Empfehlungen

Den Rahmen nachhaltigen Handelns bilden verschiedene supranationale Vereinbarungen, die von den Mitgliedern eingehalten werden sollen. Darunter fallen u.a. der United Nations Global Compact, welcher 10 Grundsätze betreffend Menschenrechte, Kinderarbeit, Umwelt etc. umfasst. Des Weiteren helfen OECD-Leitsätze, den Handel mit Mineralien einzudämmen, der zur Finanzierung bewaffneter Konflikte beiträgt.

Branchenstandards

Neben den supranationalen Vorgaben haben sich verschiedene Branchenstandards etabliert, welche noch einen Schritt weiter gehen. Die Richtlinien der London Bullion Market Association (LBMA Responsible Gold Guidance) definieren einige Mindeststandards für einen verantwortungsvollen Goldhandel. Es werden nur Goldbarren zugelassen, welche eine konfliktfreie Herkunft (u.a. kein Zusammenhang mit Gelwäscherei, Terrorismus-Finanzierung oder Missachtung von Menschenrechten) vorweisen können.

Ähnliche Standards versprechen die Conflict-Free Gold Standards des World Gold Council.

Gütesiegel

NGO's und Goldraffinerien entwickelten in den vergangenen Jahren unterschiedliche Initiativen und Labels, welche eine saubere Herkunft des Goldes sicherstellen sollen. Zu den bekanntesten Vertretern gehören Fairtrade (Max Havelaar), Fairmined, Swiss Better Gold Association und Green Gold (Valcambi). Bei Fairtrade Gold steht die Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit der Lieferkette im Vordergrund. Kleine Goldminen können sich zertifizieren lassen, wobei Vorgaben im Bereich der fairen Entlöhnung und Sicherheit der Minenarbeiter im Vordergrund stehen. Auf Fairtrade Gold wird ein Aufschlag erhoben, der Investitionen in Projekte (Schulen, Spitäler) der Herstellerländer ermöglicht.

Recycling Gold

Unter Recycling Gold versteht man im Allgemeinen die Wiederaufbereitung von Gold aus Schmuck und Elektroschrott. Dieses Gold muss zwar nicht neu geschürft werden, belastet die Umwelt jedoch ebenfalls aufgrund der zum Teil aufwändigen Scheideverfahren. Am umweltschonendsten ist das sogenannte Re-Melting, bei welchem alte Goldbarren eingeschmolzen und zu neuen Barren geschmiedet werden.

Angebot für Finanzinvestoren

Wie können nun institutionelle Investoren am sinnvollsten in nachhaltiges Gold investieren? Bei Gold-Futures und Gold als Währung (XAU) ist die Transparenz des dahinterliegenden Goldes nicht gegeben. Nachfolgend einige Möglichkeiten für eine nachhaltigere Umsetzung des Themas Gold:

Physisch

Eine Möglichkeit für institutionelle Investoren besteht im Erwerb von physischen Barren, welchen eine gewisse Nachhaltigkeit attestiert werden kann. Fairtrade Gold dürfte aber hier aufgrund der geringen Menge und kleinen Stückelungen nicht die erste Wahl sein. Der Anteil von Fairtrade Gold ist aktuell noch verschwindend klein und ist daher eher für private Investoren geeignet.

Die Zürcher Kantonalbank geht im physischen Markt einen äusserst innovativen Weg, indem das geschürfte Gold bereits in der Mine markiert wird. Die Raffinerie kann so später die Herkunft des Goldes ermitteln und dieses nachhaltige Gold in einer separaten Produktionslinie zu Barren schmelzen. Diese Methode erhöht die Transparenz, deren Mangel ein häufig genannter Kritikpunkt an nachhaltigem Gold ist, markant. Derzeit bietet die ZKB dieses Gold in verschiedenen Barrengrössen (ab 250g) an oder alternativ in Form eines Zertifikats. Dabei fällt ein Premium von CHF 160 je Kilogramm an, welches aber bei einem allfälligen Wiederverkauf zurückgezahlt wird.

ETF/ETCs/Indexfonds

Eine weitere Möglichkeit besteht im Kauf von Gold ETF/ETCs, welche die Bestände physisch hinterlegt haben. Der Trend geht hier eindeutig in Richtung LBMA-zertifiziertes Gold, jedoch kann aktuell nur eine Handvoll Anbieter (u.a. Amundi Physical Gold ETC, Swisscanto Index Fund Gold Physical hedged CHF) einen 100%igen Bestand, welche gemäss den LBMA Richtlinien geschürft wurden, vorweisen. Fairtrade Gold oder ähnliches ist aufgrund der hohen Anforderungen an die Handelsvolumen bei ETF/ETCs (noch) nicht möglich.

Multi Asset Fonds

Im Rahmen von Multi-Asset-Fonds können Investoren ebenfalls indirekt in Gold investieren. Eine nicht-repräsentative Analyse zeigt hier, dass in der Schweiz domizilierte Portfolio Fonds in Sachen Gold-Nachhaltigkeit noch in den Kinderschuhen stecken. Von den untersuchten Fonds investiert der Grossteil in Gold ETF/ETCs oder Indexfonds, welche, wie oben erwähnt, oft noch keinen 100% Bestand gemäss der LBMA Responsible Gold Guidance vorweisen können.

Möglichkeiten, nachhaltig in Gold zu investieren

 

LBMA

Responsible Gold Guidance

Gütesiegel

(u.a. Fairtrade, Fairmined, Green Gold)

Recycling Gold

Inhalt

Mindeststandards betreffend konfliktfreier Goldherkunft

  • Fairtrade/Fairmined: Kleine Goldminen im Fokus (u.a. Sicherheit, Entlöhnung)
  • Green Gold: Grössere Goldminen im Fokus (u.a. umweltschonende Schürfmethoden)

Gold ist bereits vorhanden und muss nicht neu geschürft werden

Kritik-punkte

  • Kontrolle
  • Transparenz

 

  • Ursprüngliche Herkunft oft unbekannt
  • Aufwändige Verfahren (Ausnahme: Re-Melting)

Produkt-angebot

ETF/ETC/Indexfonds/ Physisch

Physisch (z.B. ZKB Fairtrade Goldbarren)

 

Physisch