«Tik Tok on the clock, but the party don't stop, no»
Die Aktienkurse drängen weiter nach oben. Doch die Luft wird dünner und dünner. Wir bleiben deshalb verhalten optimistisch.
Text: Stefano Zoffoli
Der Refrain «Tik Tok on the clock, but the party don't stop, no» aus dem damaligen Welthit der US-Sängerin Kesha, diente als Inspiration für unsere Taktische Asset Allokation für den April.
Analog zum Songtext geht die Börsenparty munter weiter. Im ersten Quartal haussierte der MSCI World um 15 Prozent (in CHF gerechnet). Angefeuert werden die Kurse von Zinssenkungserwartungen. Die Schweizerische Nationalbank hat am 21. März 2024 als erste westliche Notenbank die Runde eingeläutet, nachdem die Inflationsrate auf vergleichsweise tiefe 1,2 Prozent zu liegen kam. Im Sommer dürften nun praktisch sämtliche grosse Zentralbanken (Fed, EZB, BoE, BoC) nachrücken und die Zinsen nach unten drücken.
Hartnäckige Inflation als Partydämpfer?
Diese erwarteten Zinssenkungen stehen im Kontrast zu weiterhin sehr robusten Konjunkturzahlen und steigenden Vorlaufindikatoren (globaler Einkaufsmanagerindex liegt über 52). Sinkende Zinsen in Kombination mit einer gut laufenden Konjunktur nähren die Gefahr einer hartnäckigen Inflation. Das wäre definitiv ein Partydämpfer. Doch Ökonomen messen dieser Gefahr keine grosse Bedeutung zu. So wird etwa in Grossbritannien mit einem Rückgang der Teuerung auf unter zwei Prozent gerechnet.
Wann die Party zu einem Ende kommt, bleibt ungewiss. Fakt ist: Die Luft wird dünner und dünner. Das zeigen unsere Sentiment- und Bewertungsindikatoren an. Deshalb bleiben wir weiterhin verhalten optimistisch.
Fokus auf Schwellenländer-Aktien und alternative Anlagen
Wir fahren nur ein leichtes Aktienübergewicht und richten den Fokus auf Schwellenländer, die noch nicht so stark gelaufen sind. Bei den Obligationen bleiben wir in Unternehmens- und Schweizerfranken-Anleihen untergewichtet, während wir Staatsanleihen von Australien und den Schwellenländern präferieren. Übergewichtet bleiben wir auch bei Alternativen Anlagen wie Cat Bonds, bei denen der Zinsaufschlag gegenüber Staatsanleihen mit 7,5% weiterhin historisch hoch ist.
- Die Kreditaufschläge sind in den USA mit nur 90 Basispunkten (Bp) enorm tief (20-Jahre-Durchschnitt bei 155Bp, Minimum bei 79Bp). Eine Ausweitung von gerade einmal 13Bp reicht aus und der gesamte Renditevorteil von einem Jahr ist weg.
- Europäische Unternehmensanleihen, insbesondere im tieferen Ratingbereich, sehen etwas attraktiver aus und bieten mehr Rendite (350Bp Spread).
- Wir erhöhen unser Untergewicht und bleiben in kurzlaufenden norwegischen Unternehmensanleihen investiert.
- 2023 wurde durch die Magnificent 7 (Apple, Alphabet, Meta, Nvidia, Microsoft, Tesla & Amazon) dominiert (+77% Performance), auf andere Aktien konnte man getrost verzichten.
- Dieses Jahr weitet sich das Momentum auch auf japanische und europäische Titel aus, während z.B. Tesla und Apple mit starken Verlusten kämpfen müssen.
- Wir reduzieren unser Gewicht im Nasdaq 100 und erhöhen im Gegenzug unsere Investition in globale Momentumsaktien.
- Die Währungsbewegungen in diesem Jahr (USD/CHF +8%, GBP/JPY +7,5%) können fast gänzlich mit den sich veränderten Zinserwartungen erklärt werden. Die Zentralbanken bleiben also kursbestimmend.
- Wir rechnen mit mehr Zinssenkungen bei der EZB als bei der SNB und halten ein Wechselkurs beim EUR/CHF über Parität für nicht gerechtfertigt -> untergewichtet EUR.
- USD/CHF ist nach dem SNB-Entscheid stark überkauft (RSI <75), wir bleiben mittelfristig konstruktiv für den Schweizerfranken, stemmen uns aber kurzfristig nicht gegen das Momentum -> neutral CHF.
- Unser Übergewicht bleibt im Australischen Dollar und der Norwegischen Krone, sowie in Schwellenländern mit hohen Realrenditen.