Top-Performance hat ihren Preis
Wo die Kosten der Vermögensverwaltung bei Pensionskassen wirklich anfallen – und weshalb sich der Aufwand für die Versicherten trotzdem lohnt.
Autorin: Francesca Pitsch
Die im Vergleich zur erwerbstätigen Bevölkerung kontinuierlich steigende Zahl an Rentnerinnen und Rentnern setzt dem Schweizer Vorsorgesystem zu. Berechnungen des Bundes zufolge dürfte diese Entwicklung das Rentensystem, trotz der beschlossenen Anhebung des Rentenalters der Frauen, bereits in wenigen Jahren wieder in Schieflage bringen – vorausgesetzt, es werden keine gegenteiligen Massnahmen beschlossen. In der anhaltenden Diskussion um mögliche Anpassungen der Altersvorsorge stehen auch die Kosten für das Asset Management der Pensionskassen regelmässig im Fokus.
Diese fragmentarische Betrachtungsweise führt hin und wieder zur Ansicht, dass ein wesentlicher Teil der Vorsorgegelder im System der Vermögensverwalter versickert. Bei einer erhöhten Kostendisziplin der Beteiligten respektive einer von Grund auf neu gestalteten beruflichen Vorsorge – so die These der Kritikerinnen und Kritiker – würden die Versicherten mehr profitieren.
Diese Meinung stützt sich allerdings auf unvollständige Grundlagen, da sie nur die Kostenseite unter die Lupe nimmt und dadurch die gesamte an den Finanzmärkten erzielte Rendite ausser Acht lässt. Ein Bereich wohlgemerkt, der gemeinhin als «der dritte Beitragszahler» bezeichnet wird, da dieser – zusammen mit den Beiträgen von Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden – eine wichtige Einnahmequelle der beruflichen Vorsorge bildet. Laut einer aktuellen Studie der Branchenorganisation der Schweizer Asset Management Industrie AMAS stammen vom durchschnittlichen Pensionskassenvermögen von CHF 113‘000 pro Einwohner in der Schweiz – über die vergangenen fünf Jahre gerechnet – rund 28 Prozent vom dritten Beitragszahler.
Zusätzliche Kosten zahlen sich aus
Im aktuellen Fokus zur Pensionskassenstudie 2023 (PDF, 247 KB) präsentieren wir deshalb das Gesamtbild. Mit dieser Übersicht können sich sowohl die Versicherten in den Vorsorgeeinrichtungen als auch die Arbeitgebenden und die Politik eine umfassende Meinung zum Thema bilden.
Nachfolgend die wichtigsten Erkenntnisse kurz zusammengefasst:
Grafik 1: Top-Performance kostet
(Durchschnittliche Vermögensverwaltungskosten in % der kostentransparenten Anlagen)
Ein Blick auf die Vermögensverwaltungskosten jener Vorsorgeeinrichtungen, die in den vergangenen fünf Jahren die beste Nettorendite erzielt hatten, und jenen Institutionen, die am Ende der Rangliste liegen, zeigt, dass der Vorsprung für die Top-Kassen nicht gratis zu haben war. Ihre Aufwendungen liegen über fünf Jahre durchschnittlich um 26 Basispunkte höher als bei der Vergleichsgruppe.
Bei den Top- respektive Bottom-Performern handelt es sich um jene zehn Prozent der Vorsorgeeinrichtungen, die in den vergangenen fünf Jahren die höchste beziehungsweise tiefste Rendite pro Jahr erzielten.
Mehr Rendite, in guten wie in schlechten Zeiten
Noch augenfälliger wird der Unterschied, wenn man die Nettorenditen, also die Renditen nach Abzug der Kosten für die Vermögensverwaltung, der Spitzenreiter mit jenen der schwächeren Performer vergleicht.
Grafik 2: Deutliche Rendite-Unterschiede
(Durchschnittliche Nettorendite in % (nach Abzug der Kosten))
Seit 2018 haben die Vorsorgeeinrichtungen mit der besten Performance eine stattliche Nettorendite von durchschnittlich 3,7 Prozent pro Jahr erwirtschaftet. Dagegen mussten sich die Kassen am anderen Ende der Skala mit einer mageren jährlichen Nettorendite von durchschnittlich 0,2 Prozent zufriedengeben. Die tieferen Kosten haben hier also keinen Vorteil gebracht. Vielmehr kann festgehalten werden, dass die höheren Aufwendungen unter Berücksichtigung der erzielten Nettorendite gerechtfertigt sind.
Schweizer Pensionskassenstudie von Swisscanto by Zürcher Kantonalbank
Die Schweizer Pensionskassenstudie basiert auf einer repräsentativen, jährlich durchgeführten Umfrage, an der sich jeweils Schweizer Vorsorgeeinrichtungen beteiligen, die rund 70 Prozent der Versicherten in der beruflichen Vorsorge verwalten. Im Jahr 2023 wurde die Studie zum 23. Mal durchgeführt.
Unterschiedlich aufwendige Anlagen
Doch wo entstehen eigentlich die zusätzlichen Kosten in der Vermögensverwaltung? Die vom Stiftungsrat der Vorsorgeeinrichtung festgelegte Anlagestrategie hat einen wesentlichen Einfluss auf die Rendite der Vermögensanlagen der Pensionskassen – und damit auch auf deren Kosten. Denn je nach Anlagekategorie und -klasse fallen unterschiedlich hohe Managementaufwände sowie Gebühren an.
Grafik 3: Mehr teurere Anlagen bei Top-Kassen
(Asset Allokation in %)
Fazit
Der unausgewogene Fokus auf die Kostenseite in der Vermögensverwaltung der Pensionskassen sorgt zwar für Schlagzeilen, ist aber in der Sache wenig zielführend. Denn für die Versicherten sind nicht die Kosten entscheidend, sondern eine möglichst hohe Nettorendite, also der Ertrag nach Abzug sämtlicher Aufwendungen. Letztlich ist es die Nettorendite, die als «dritter Beitragszahler» für einen wesentlichen Teil des Vorsorgevermögens der Bürgerinnen und Bürger verantwortlich ist.
Die Gegenüberstellung der besten und schwächsten Kassen im Vergleichszeitraum zeigt, dass sich eine möglichst breite Diversifikation über alle Anlageklassen gelohnt hat. Dies schliesst auch Anlageklassen mit höheren Managementgebühren ein, deren Kosten wiederum von der Art ihrer Tätigkeit abhängig sind. Würden die Vorsorgeeinrichtungen ihr Augenmerk nur auf möglichst günstige Anlageklassen legen und dafür auf Investitionen in Immobilien oder alternative Anlagen verzichten, hätten sie einen substanziellen Teil der Rendite für ihre Versicherten verpasst. Der vorliegende Vergleich der Pensionskassen mit den über fünf Jahre besten Nettorenditen (nach Abzug der Kosten) gegenüber den Schlusslichtern belegt, dass sich im Berichtszeitraum die höheren Kosten durchaus bezahlt gemacht haben.
Grafiken: Schweizer Pensionskassenstudie, Swisscanto
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