Höher für länger?

Die Zinsen dürften länger höher bleiben als bislang angenommen – dieses Bild vermittelten Zentralbanken nach den jüngsten Zinsrunden. Vor diesem Hintergrund verbleiben wir mehrheitlich defensiv bei Aktien und sehen Chancen unter anderem im Bondsektor.

Stefano Zoffoli und Dr. Anja Hochberg

Die Aussicht auf länger hoch bleibende Zinsen erhöht das Risiko einer Rezession. (Bild: iStock.com)

Die schwache Saisonalität im September hat sich erneut bestätigt, die Aktienmärkte liessen weiter Federn. Nach dem Höchststand im Juli beträgt die Jahres­performance nunmehr rund 10 % (MSCI World, gerechnet in CHF). Negativ­treiber sind allerdings nicht Wachstums­sorgen, sondern weiter steigende Obligationen­renditen aufgrund des Narrativs «higher for longer», welches die Zentral­banken momentan vermitteln. Demnach dürften etwaige Zins­senkungen im kommenden Jahr deutlich geringer ausfallen als bisher avisiert.

Zusätzliche Sorge bereitet den Bond­investoren der starke Anstieg des Ölpreises auf zwischen­zeitlich bis zu USD 95 pro Fass, was die Inflation wieder anfacht. Der deutlich positive Fiskal­impuls der USA (8,5 % Primär­defizit), welcher ähnlich hoch wie während der Finanz­krise im 2008 ist, wird nun aber drehen und so den Aufwärts­druck bei den Renditen lindern.

Weiterhin in der Defensive

Die Aussicht auf länger hoch bleibende Zinsen erhöht das Risiko einer Rezession. Das belastet Aktien. In diesem schwierigen Umfeld positionieren wir uns weiterhin defensiv und bevorzugen Geldmarkt­anleihen, Staats­anleihen, Katastrophen­anleihen und kotierte Schweizer Immobilien­fonds gegenüber Aktien und Unternehmens­anleihen. Bei den Währungen favorisieren wir zwar weiterhin den US-Dollar gegen­über dem Schweizer Franken, nehmen nun aber einen Teil des Gewinns (+5 % seit Anfang August) mit.

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Dr. Anja Hochberg kommentiert die taktische Asset Allocation für den Monat Oktober.

Wie schätzen wir die Finanzmärkte aktuell ein und wie sind wir positioniert?

  • Fundamental ist die Prognose für Gold klar: Ein stärkerer USD, steigende Real­renditen (> 2 %) und tiefe Volatilität (VIX < 20) sollten zu deutlich tieferen Gold­notierungen führen.
  • Der Gold­preis hält sich aber hartnäckig und bewegt sich in etwa seitwärts. Andere Kräfte scheinen aktuell zu dominieren (z.B. Zentralbanken­käufe).
  • Wir schliessen deshalb unser Unter­gewicht. 
  • Im Vereinigten Königreich sind die Renditen über die vergangenen drei Monate relativ zur restlichen Welt (USA +83bp, Kanada +72bp, Deutschland +50bp, Australien +45bp) unverändert geblieben.
  • Das britische Pfund ist nun aber anfällig: die Konjunktur ist schwach, die Inflation rückläufig, die Bank of England am Ende des Zins­zyklus angelangt und die spekulativen Long-Positionen sind sehr hoch.
  • Wir nehmen deshalb die Gewinne bei den Gilts mit und wechseln in australische Staats­anleihen. Diese haben eine ähnliche Verfalls­rendite (4,4 %), mit dem australischen Dollar aber eine attraktivere und günstigere Währung.
  • Die US-Obligationen­renditen sind nach oben ausgebrochen (> 4,5 %). Ein hohes Angebot in Kombination mit Verkaufs­druck aus Japan und den BRICS-Staaten sowie ein hoher Ölpreis sorgen kurzfristig für Unsicherheit.
  • Mittelfristig sehen wir weiterhin tiefere Renditen und bleiben deshalb long Duration in den USA, kurz­fristig reduzieren wir aber die Position leicht und verringern damit auch unser starkes US-Dollar Über­gewicht.
  • Auf der Aktien­seite kaufen wir aufgrund der relativ ausgeprägten Korrektur bei den hoch profitablen Mega­caps leicht dazu – welcome back in our portfolio, Nasdaq!

Asset Allocation Spezialmandate im Oktober 2023

Relative Gewichtung gegenüber der Strategischen Asset Allocation (SAA) in % im September und Oktober 2023 (Quelle: Zürcher Kantonalbank, Asset Management)