Anlegerinnen und Anleger ignorieren Rezessionsrisiken
Der US Leading Indicator hat die vergangenen acht Rezessionen korrekt vorausgesagt. Nun zeigt er wieder eine unmittelbar bevorstehende Rezession an. Anlegerinnen und Anleger haben sich von diesen steigenden Rezessionsrisiken bisher nicht verunsichern lassen. Wir bleiben defensiv positioniert.
Auch die Kreditnachfrage der Unternehmen und Haushalte hat aufgrund der strikteren Konditionen bereits nachgelassen. Dennoch ist die Bewertung der Aktienmärkte weiter angestiegen: die Aktienrisikoprämie befindet sich aktuell auf dem tiefsten Niveau seit der Finanzkrise 2008. Die Aktien der Eurozone kratzen nach einem 30% Rally seit Oktober 2022 sogar am Allzeithoch. Die in Europa vorerst überstandene Energieknappheit oder auch die Beendigung der chinesischen Covid-Einschränkungen in China haben für Kursanstiege gesorgt.
Das starke Momentum der Aktienmärkte hat in den vergangenen Tagen etwas nachgelassen und die Markbreite ist weiterhin sehr gering. Wir bleiben deshalb defensiv positioniert und belassen unsere Portfolios fast unverändert. Das heisst: Wir bevorzugen weiterhin US-Staatsanleihen gegenüber Aktien. Innerhalb der Aktien favorisieren wir die Schweiz und die Schwellenländer, während wir ein deutliches Untergewicht in den USA fahren. Der Stress bei den US-Regionalbanken ist noch nicht ausgestanden und die Diskussionen rund um die Schuldenobergrenze in den USA dürften in den nächsten Wochen an Fahrt aufnehmen. In vergleichbaren Phasen der Jahre 2011 und 2014 mussten Aktien deutlich Federn lassen, während die US-Obligationen Kursgewinne verzeichnen konnten. Auf ein solches Stress-Szenario sind wir also vorbereitet.
Chancen sehen wir beim Yen, welcher sich bei einer allfälligen Anpassung der Zinskurvenkontrolle durch die Bank of Japan deutlich aufwerten würde.
- Die Inflationserwartungen am langen Ende sind weiterhin zu tief (2,2% auf 7 Jahre), doch liegt der Fokus auf dem aktuellen Rückgang der Headline Inflation.
- In den nächsten Monaten werden die Inflationsraten weiter rückläufig sein – in den USA auf unter 3%, nach einem Höchststand von 9,5% im Juni 2022. Die drohende Rezession verdrängt die Inflationserwartungen.
- Wir verkaufen deshalb die inflationsgeschützten Anleihen und kaufen stattdessen USD-Nominalrenditen.
- Die Aktien der Eurozone haben enorm von der sich aufhellenden Konjunktur und der abgewendeten Energiekrise profitiert. Der Kursanstieg beläuft sich auf +30% seit Oktober 2022 und erreicht damit das Allzeithoch von Anfang 2022.
- Die europäische Geldpolitik wird im Vergleich zur US-Geldpolitik jetzt restriktiver; zudem lässt das Gewinn-Momentum bei den Firmen etwas nach.
- Wir nehmen deshalb nochmals einen Teil der Gewinne mit und verlagern uns bei Aktien von der Eurozone in Richtung UK, wo die Bewertung mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 11 weiterhin extrem günstig ist (KGV Welt 17). In UK stimmt das Momentum und der Peak der Inflation wurde im März bei 10,1% wahrscheinlich erreicht.
- In UK stellt allerdings die starke Gewichtung der Sektoren Rohstoffe und Banken ein Risiko dar.