Bessere Vergleichbarkeit von nachhaltigen Anlagen
Der Bund hat Ende Juni 2022 die Swiss Climate Scores lanciert. Diese bezwecken, die klimaverträgliche Ausrichtung von Finanzanlagen sichtbar zu machen. Gleichzeitig sind sie ein klares Bekenntnis der Schweiz und des Schweizer Finanzplatzes, die Treibhausgasemissionen bis 2050 auf Netto-Null zu senken. Und nicht zuletzt soll die Klimatransparenz die Spitzenposition des Schweizer Finanzplatzes weiter stärken.
Interview mit Fabio Pellizzari
Welchen Stellenwert die Swiss Climate Scores zukünftig einnehmen und inwiefern diese unser langjähriges Nachhaltigkeitsengagement komplementieren, erläutert Fabio Pellizzari, Leiter ESG-Strategie des Asset Managements. Er hat die Zürcher Kantonalbank im Projektteam des Staatssekretariats für Finanzfragen (SIF) vertreten.
Fabio Pellizzari, was bedeutet die Lancierung der Swiss Climate Scores für uns als Bank?
Wir begrüssen die Bestrebung des Bundes, die Transparenz bei den nachhaltigen Finanzanlagen und -produkten zu erhöhen und eine Vergleichbarkeit sicherzustellen. Für Kundinnen und Kunden ist es bislang aufwendig, die Umsetzung von Nachhaltigkeitsaspekten bei Finanzprodukten verschiedener Anbieter zu vergleichen. Aussagekräftige und vergleichbare Informationen auf Produktebene sind deshalb zentral. Die Swiss-Climate-Scores-Offenlegungen sind ein wichtiger Schritt in diese Richtung.
Eine Herausforderung besteht darin, dass gewisse Kennzahlen und Details von Berechnungsmethoden bislang noch nicht abschliessend definiert sind. Dies wäre jedoch die Voraussetzung dafür, dass die Zahlen für die Kundschaft vergleichbar sind. Die Berechnungen erstellen jeweils die einzelnen Finanzinstitute und stützen sich dabei auf unterschiedlichste Datenquellen. Umso wichtiger, dass in einer nächsten Phase des Projekts die Definitionen der verschiedenen Kennzahlen vereinheitlicht werden.
Inwiefern ergänzen die Swiss Climate Scores die im Asset Management bereits bestehenden Nachhaltigkeitskriterien?
Bei den Swiss Climate Scores sind sechs Indikatoren massgebend. Diese orientieren sich an bereits etablierten Kriterien. Namentlich sind dies
- Treibhausgasemissionen
- Exposition gegenüber fossilen Brennstoffen
- glaubwürdiger Klimadialog
- verifizierte Bekenntnisse zu Netto-Null
- Management auf Netto-Null
- globales Erwärmungspotenzial.
Im Rahmen unserer Klimastrategie für die Sustainable und Responsible Produkte berücksichtigen wir die meisten dieser Daten bereits seit Längerem. Unser Swisscanto Sustainability Report zeigt zudem auf, wie sich der Markt und unsere Anlagefonds im Nachhaltigkeitsbereich und bezüglich des Treibhausgas-Reduktionsziels tatsächlich verhalten. Diese Reports sind für unsere Responsible- und Sustainable-Produkte unter Swisscanto Fondsinfo zugänglich.
Wie können die bei den Swiss Climate Scores geforderten, vorausschauenden Daten erhoben werden?
Wir sind diesbezüglich bereits heute sehr gut aufgestellt und integrieren die relevanten Kennzahlen weitgehend in unserem Anlageprozess für die Sustainable und Responisble Produkte. Beispielsweise zeigt der Bereich «Verifizierte Bekenntnisse zu Netto-Null» den Anteil Unternehmungen im Portfolio auf, die sich durch die Science Based Targets Initiative (SBTI) Klimaziele gesetzt haben. Diese Daten verwenden wir bereits bei der ESG-Integration und unserer Engagement-Strategie.
Die Kennzahl «Management auf Netto-Null» gibt an, ob ein Portfolio einem Absenkpfad folgt und ob dieser extern verifiziert wurde. Unsere aktiven Portfolios traditioneller Anlageklassen folgen – mit wenigen Ausnahmen – einem 2-Grad- beziehungsweise 1,5-Grad-Absenkpfad, wobei wir den 1,5-Grad-Absenkpfad extern von der Net Zero Asset Management Initiative verifizieren lassen.
Die Bemessung des «Globalen Erwärmungspotenzials» gestaltet sich komplexer als vielleicht vermutet wird. Hinter den scheinbar simplen Temperaturanzeigen steckt eine komplexe Berechnungsmethode, die sogenannte Implied-Temperature-Rise-Methodologie. Hierbei werden Produktions- und Transitionspläne von in Fonds vorhandenen Firmen mit einer Entwicklung verglichen, welche vonnöten wäre, um die maximale Erwärmung auf 1,5-Grad zu begrenzen.
Wie werden wir die Swiss Climate Scores in unseren Anlageportfolios anwenden?
In unserem Asset Management fliessen die wesentlichen Kennzahlen bereits integral in den Anlageprozess ein. Die Umsetzung des entsprechenden Reportings nach den Swiss Climate Scores prüfen wir, sobald sämtliche Kennzahlen aus den sechs Teilbereichen definiert wurden.
Transparenz zur Klimaverträglichkeit in sechs Bereichen
Unsere nachhaltigen Anlagen
Das Nachhaltigkeitsprodukteangebot des Asset Managements umfasst zwei Produktlinien, in denen unterschiedliche Nachhaltigkeitsansätze angewendet werden. Die Produktlinie «Responsible» beinhaltet für die traditionellen Anlageklassen standardmässig die Anwendung von Ausschlusskriterien, die systematische ESG-Analyse als integralem Bestandteil des Anlageprozesses sowie eine Reduktion der CO2e-Intensität der Anlagen. Die Produktlinie «Sustainable» umfasst neben den vorgenannten Ansätzen die Anwendung noch umfangreicherer Ausschlüsse und investiert zudem in SDG Leader oder ESG Leader (Sustainable Purpose).