Inflation - the force awakens
Kurzfristig wirkt die Corona-Krise deflationär. Der Grundstein für eine langfristig ansteigende Inflation ist allerdings gelegt. Der Finanzmarkt unterschätzt die langfristigen Inflationsrisiken und deshalb ist eine Absicherung gegenüber Inflation aktuell sehr günstig.
Kurzfristig Deflation, langfristig Inflation
Der Corona-Schock wirkt aufgrund eines Angebotsüberschusses in der kurzen Frist deflationär. Argumente für eine anhaltend geschwächte Nachfrage liefern zum Beispiel die gestiegene Arbeitslosigkeit oder die erhöhte Sparquote. In den letzten 50 Jahre waren Rezessionen stets deflationär. Dies wird kurzfristig auch dieses Mal kaum anders sein. Der Grundstein für eine langfristig ansteigende Inflationsrate ist in dieser Krise allerdings gesetzt worden.
In der vergangenen Dekade hielten demographische Entwicklung und fortschreitende Globalisierung sowohl die Zinsen als auch die Inflation tief. Der Anteil des Faktors Arbeit am Bruttosozialprodukt kollabierte dabei förmlich, Gewerkschaften verloren an Bedeutung und die Löhne blieben tief. Diese deflationären Kräfte dürften nun zumindest teilweise abnehmen. Die Globalisierung hat ihren Zenit bereits überschritten und US-Präsidentschaftskandidat Biden fordert eine Erhöhung des Mindestlohns in den USA. Zusätzlich dürfte die Produktivität aufgrund dutzender Zombie-Firmen, die ihre Kapitalkosten nicht decken können, weiter sinken, was ebenfalls inflationär wirkt.
Bisher hatte die massive Ausweitung der Zentralbankbilanzen keine inflationäre Wirkung, da die Gegenparteien der Zentralbanken Banken waren und die Liquidität somit weder die Realwirtschaft erreichte noch die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes erhöhte. Aufkommende Konzepte wie Modern Monetary Theory (MMT), Green New Deal oder Helikoptergeld (bereits in Japan und Hong Kong umgesetzt) werden dies ändern und zu einer ansteigenden Inflation der Güterpreise führen. The force awakens!
Die Finanzmärkte sind nicht für Inflation gepreist
Die globalen Inflationserwartungen sind während der Corona-Krise regelrecht kollabiert. Aktuell liegt die 10-Jahres US-Breakeven Inflation bei 1,3 % und somit deutlich unter dem Inflationsziel der Fed von 2 %. Auf einem derart tiefen Niveau lag die Breakeven Inflation in den letzten 20 Jahren nur während der Finanzkrise 2008. Damals erholten sich die Inflationserwartungen stark v-förmig und wer damals auf TIPS (Treasury Inflation Protected Securities) setzte, der konnte satte Gewinne einfahren. Der Markt unterschätzt die langfristigen Inflationsrisiken deutlich. Deshalb ist eine Absicherung gegen Inflation aktuell sehr günstig.
Realwerte als Schutz gegen ansteigende Inflation
Realwerte profitieren am stärksten von ansteigenden Inflationsraten. Der beste Inflations-Hedge scheinen Rohstoffe zu sein, insbesondere Energie-Rohstoffe. Bei Aktien profitieren Value-Aktien und Small Caps überproportional. Das Beta von Edelmetallen und TIPS ist ebenfalls positiv, während nominelle Bonds wie erwartet die Verlierer von ansteigender Inflation wären.
Beta bei Inflation
Nachfolgende Abbildung 2 zeigt die annualisierten historischen Realrenditen der verschiedenen Anlageklassen bei unterschiedlichen Inflationskonstellationen. Rohstoffe sind bei der aktuellen Konstellation der grosse Verlierer, profitieren aber stark bei bereits hoher, aber weiter ansteigender Inflation. Bei dieser Konstellation werfen nominelle Staatsanleihen nur eine sehr geringe Rendite ab und auch Aktien rentieren unterdurchschnittlich. Rohstoffe sind deshalb für ein klassisches Multi-Asset-Portfolio gerade in einer solcher Phase wichtig zur Diversifikation. Bald dürften wir zur Inflationskonstellation "tief und steigend" wechseln, die in der Vergangenheit Aktien zu grossen Profiteuren machte.
Performance bei typischen Inflationskonstellationen
Fazit
Wann genau Inflationsängste aufkommen werden, ist sehr schwierig zu beurteilen. Was wir aber sicher wissen: Noch selten war es so günstig, sich gegen Inflation abzusichern, wie jetzt. Da es gleichzeitig aussagekräftige Argumente für eine langfristig höhere Inflationsrate gibt, ergreifen wir diese Chance und investieren gezielt in Realwerte zulasten von Nominalwerten. Wir investieren deshalb in unseren Multi-Asset-Spezialmandaten in Gold, inflationsgeschützte Anleihen, Energie-Rohstoffe, Value-Aktien und Small Caps.