CO2-Reduktion – liegen Unternehmen auf Kurs?
Seit nunmehr drei Jahren strebt das Asset Management der Zürcher Kantonalbank auch in den aktiv verwalteten Unternehmensanleihen-Fonds die Pariser Klimaziele an – wir ziehen Bilanz. Es gibt eine positive und eine negative Erkenntnis.
Text: Samuel Manser
Konkret haben wir uns auch für Unternehmensanleihen-Fonds seit 2020 das Ziel gesetzt, die CO2e-Intensität (definiert als Tonnen CO2e / Mio. USD Umsatz) der Anlagen jährlich um 4 % plus Wirtschaftswachstum zu reduzieren. Für die aktiven Unternehmensanleihen-Fonds der Sustainable Reihe streben wir sogar das 1,5-Grad Klimaziel an, was einer jährlichen Reduktion von 7,5 % plus Wirtschaftswachstum entspricht.
Für Firmen werden sämtliche im Kyoto Protokoll reglementierten Scope-1- und Scope-2-Treibhausgase berücksichtigt. Nicht enthalten sind Daten zu Scope-3-Treibhausgasen, und zwar wegen mangelnder Datenverfügbarkeit und -qualität.
Scope 1, 2 & 3
Die Differenzierung der Treibhausgasemissionen in Scope 1,2 und 3 geht auf das Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol) zurück. Ziel ist es, entstandene Treibhausgasemissionen über den gesamten Zyklus eines Produkts oder einer Dienstleistung (von der Rohstoffgewinnung bis hin zur Entsorgung eines Produkts) zu messen und zu dokumentieren.
Scope 1: betrifft Emission von Treibhausgasen vom Unternehmen selbst
Scope 2: betrifft Emission von Treibhausgasen durch eingekaufte Energie
Scope 3: betrifft Emission von Treibhausgasen in den vor- und nachgelagerten Lieferketten
Seither sind drei Jahre vergangen. In Bezug auf Unternehmensanleihen gibt es eine positive und eine negative Erkenntnis.
Die positive Erkenntnis ist: Globale Investment Grade (IG) Unternehmensanleihen sind gesamthaft auf Kurs des 2-Grad-Ziels. Die Entwicklung der CO2e -Intensität des Unternehmensanleihen-Markts seit 2019 entspricht ungefähr dem Zielpfad von kumulativ -20 %, welcher zum Erreichen des 2-Grad Ziels nötig ist. Das ambitioniertere 1,5-Grad Klimaziel wird aber nicht erreicht, wie die nachfolgende Abbildung zeigt.
Entwicklung CO2e -Intensität von Investment Grade Unternehmensanleihen
Unser Swisscanto Bond Fund Sustainable Global Credit verpflichtet sich, das anspruchsvollere 1,5-Grad Klimaziel zu erreichen. Seit Lancierung erfüllt der Fonds die Vorgabe überdeutlich.
Wenige Sektoren dominieren
Die CO2e-Intensität des Unternehmensanleihen-Markts wird dominiert durch die Sektoren Versorger, Grundstoffe und Energie, welche die höchsten Treibhausgasemissionen aufweisen. Sie machen 20 % der Marktkapitalisierung aus, tragen aber fast 90 % zur CO2e-Intensität des Universums bei, wie nachfolgende Abbildung zeigt.
CO2e-Intensität pro Sektor
Versorger profitieren vom Boom der erneuerbaren Energien
Versorgungsunternehmen haben absolut die höchste CO2e-Intensität. Sie reduzierten diese während den vergangenen drei Jahren um gut 20 % und trugen damit über die Hälfte zur Treibhausgas-Reduktion des Markts bei. Diese wurde möglich, weil die Stromgestehungskosten für erneuerbare Energien dank technologischen Fortschritten und Skaleneffekten deutlich gesunken sind. Für Solar- oder Windenergie liegen sie um 60 % tiefer als noch vor zehn Jahren. Mehr noch: Laut dem Nachrichtenportal Bloomberg produzieren Windparks und Solartracker derzeit zum ersten Mal günstiger Strom als Kohle- oder Erdgaskraftwerke. Als Konsequenz generieren Versorger den Strom zunehmend aus erneuerbaren Quellen und reduzieren so ihre CO2e-Intensität.
Unternehmen des Grundstoff-Sektors emittieren nach den Versorgern am zweitmeisten Treibhausgase. Dazu zählen beispielsweise die Zementhersteller. Gerade in der Zementindustrie werden bedeutende Investitionen zur Reduktion der Treibhausgase getätigt. Das ist mit ein Grund, weshalb auch dieser Sektor auf Kurs ist.
Nachholbedarf auf Einzelschuldner-Ebene
Die erfreuliche Entwicklung des Gesamtmarkts verantworten primär Energieversorger und Hersteller von Grundstoffen. Teilt man den Gesamtmarkt in die einzelnen Sektoren und Einzelschuldner auf, entsteht indes ein anderes Bild. Dieses zeigt nämlich, dass die Reduktion der CO2e-Intensität der Schuldner im Median bloss 13 % beträgt und damit deutlich unterhalb des 2-Grad-Reduktionspfads von 20 % liegt. Nur etwa zwei von fünf Unternehmen sind auf Kurs. Mit wenigen Ausnahmen sind auch die meisten Sektoren nicht auf Zielpfad.
Aktuell kann dies zwar mit den Sektoren Versorger und Grundstoffe kompensiert werden. Das wird aber künftig schwieriger werden. So beziffert die World Meteorological Organization (WMO), dass eine Verdoppelung der Kapazitäten für saubere Energie bis 2030 nötig ist, um das Pariser Klimaziel erreichen zu können. Gemäss WMO entsprechen die aktuellen Zusicherungen der Staaten weniger als der Hälfte davon. Deshalb ist davon auszugehen, dass der Versorgersektor und auch der gesamte IG Unternehmensanleihen-Markt deutlich hinter den Zielpfad zurückfallen werden, wenn die Anstrengungen nicht deutlich verstärkt werden.
Mit aktivem Dialog mit Unternehmen (Investment Stewardship) und der Kapitalallokation stellen wir sicher, dass auch in Zukunft das Klimaziel in den entsprechenden Fonds erreicht werden kann.